19 Apr Corona-Krise: Wie geht es weiter?
In diesem Blogbeitrag lesen Sie,
- warum Sie gerade jetzt kreative Lösungen benötigen,
- wie Sie diese in kurzer Zeit entwickeln und
- warum die Chance, dass Ihr Mut belohnt wird, noch nie so groß war wie jetzt.
Fragen über Fragen
Viele haben Angst, sind unsicher, geraten in leeren Aktionismus oder warten resigniert ab, bis sie wieder Planungssicherheit haben: Wann geht es wieder los? Wie geht es wieder los? Wann können die Lieferanten wieder liefern? Wann werden Veranstaltungen wieder möglich sein? Was erwartet mich in meinem Arbeitsumfeld? Gibt es meine Arbeit noch?
Wir hoffen auf stufenweise Lockerungen, doch kommt es tatsächlich so wie wir hoffen? Dauert es länger? Oder werden die Reglementierungen wieder verschärft werden?
Und: Was kommt nach Finanzkrise, Klimakrise, Automobilkrise, Corona-Krise? … Reichweitenangst? Drohnen-Spionage?
Wir sehnen uns nach Normalität!
Wir wollen wieder arbeiten. Die Kinder sollen in Schule und Kindergarten. Wir wollen abends im Biergarten sitzen und an Pfingsten in Urlaub fahren. All das und noch vieles mehr.
Unser Denken ist jetzt schon anders
Wir sind herausgerissen aus unserem gewohnten Denken und Tun – und wir denken wie noch nie in Alternativen:
- Auf einmal schaffen es alle politischen Parteien, gemeinsam schnelle und einvernehmliche Entscheidungen zu treffen.
- Die medizinische Forschung läuft auf Hochtouren. Durch das öffentliche Interesse kooperieren die wissenschaftlichen Institute wie nie zuvor.
- Innerhalb kürzester Zeit produzieren Unternehmen Mundschutz, die vorher Sportbekleidung, Matratzen oder Sitzbezüge für Autos herstellten.
Auch unser Miteinander hat sich verändert: Was in dieser Krise zunimmt ist Solidarität, Sich-verbunden-fühlen trotz Abstand, gegenseitiges Helfen statt persönliche Nutzenmaximierung.
Nutzen wir dieses Anders-Denken für kreative Lösungen! Warten wir nicht auf die alte Normalität, sondern schaffen wir eine neue Normalität, die unseren Vorstellungen von unserer Zukunft noch näher kommt als die Normalität von Februar.
Eine einfach anzuwendende Kreativtechnik, mit der Sie gleich starten können
Wie werden Menschen kreativ, die es nicht gewohnt sind, kreative Lösungen zu erarbeiten?
Es gibt eine simple und jahrhundertealte Methode, um Menschen etwas zu vermitteln, was sie noch nicht können: Wir erzählen ihnen Geschichten. MANAGEMENT BY ART ® arbeitet mit Geschichten von besonders kreativen Menschen: Künstlern. Die für diese Technik neu erzählten Kunstgeschichten vermitteln alles, was wir für kreative Lösungen benötigen: Ein attraktives Ziel, die Bewältigung von Hindernissen, neue Denkweisen und die Notwendigkeit, andere von der eigenen kreativen Lösung zu überzeugen.
Sie müssen kein Künstler sein, und Sie müssen nicht einmal Kunst toll finden. Aber Sie können die Art, kreative Lösungen zu entwickeln, für sich und Ihr Unternehmen nutzen. Probieren Sie es aus. Hier sind im ersten Schritt zwei Kunstgeschichten mit kreativen Lösungen. Machen Sie es ihnen nach, und übertragen Sie die Denkweise auf Ihre Situation.
Fast jeder Künstler arbeitet damit. So wie Ai Weiwei bei seinem „Kunstwerk für alle“. Bei einem Kunstwerk für alle stellt sich unweigerlich die Frage: Wie bekommen wir Menschen ins Museum, die nie ins Museum gehen? Aber Ai Weiwei schafft kein Kunstwerk, das alle betrachten dürfen oder sollen. Er überlegt sich nicht, wie alle Menschen ins Museum kommen.
Wie schafft Ai Weiwei das Kunstwerk für alle? Er lässt die Menschen es selbst bauen. „Kunst für alle“ bedeutet für ihn: nicht zum Betrachter zu werden, sondern seine Fähigkeiten einzusetzen und selbst Kunst zu schaffen. Dafür präsentiert er sein Kunstwerk an einem Ort mit sehr viele Menschen – und wo sich all die Materialien befinden, die für das Kunstwerk gebraucht werden: im Baumarkt. Mit Hornbach verwirklicht er sein “Kunstwerk für alle” mit dem Titel: Safety Jackets, Zipped the other way, und Sie erhalten mit der Bauanleitung Ihr eigenes Echtheitszertifikat. Überrascht?
Oder wie schon vor drei Jahrhunderten Peter Paul Rubens, der für ein Auftragsgemälde mit dem Heiligen Christophorus eine neue Komposition suchte. Dieser Heilige watet durch einen Fluss. Auf den Schultern trägt er das Christuskind (was er nicht weiß), das mit jedem Schritt schwerer wird. Am Ende trägt der Heilige das Kind und die ganze Welt. Dies will Rubens auf neue und innovative Weise in Szene setzen. Er will die ungeheure Körperkraft und Leistung zeigen, die für einen Heiligen sehr untypisch ist. Wie geht Rubens vor? Er recherchiert nicht, wie andere Heilige gemalt sind, um sie geringfügig abzuändern. Er malt nicht einfach einen Mann, der ein Kind über den Fluss trägt.
Was macht er stattdessen? Er überarbeitet die Skizze der berühmten antiken Skulptur des Herkules Farnese: Müde von seinen Abenteuern ruht sich der antike Held Herkules, auf seine Keule gestützt, aus. Diese Pose übernimmt Rubens für seinen Christophorus. Die Pose eines antiken Helden bei einem Heiligen! Damit schafft er nicht nur eine ungewöhnliche Komposition, sondern er übernimmt die Assoziationen von körperlicher Stärke und zunehmender Erschöpfung und überträgt sie auf einen Heiligen. Eindeutig zweideutig – und verblüffend aussagekräftig!
Wie finden Sie in Ihrer Situation kreative Lösungen?
Vertiefen Sie sich in die Geschichten von Ai Weiwei, Rubens & Co., in deren Motivation und den Punkt, an dem sie anders handeln als Sie es erwartet haben!
Ai Weiweis Ausgangssituation: Viele Menschen gehen nicht ins Museum. Sein ambitioniertes Ziel: eine sehr große Reichweite.
Rubens´ Ausgangssituation: Der Heilige wird gewöhnlich wie ein normaler Mann dargestellt. Sein besonderes Ziel: Heldenhafte Stärke. Beide Lösungen sind außergewöhnlich, und sie konnten nur entstehen, weil die gewünschte Qualität außerhalb des Rahmens gesucht wird, in dem sich die jeweilige Ausgangssituation abspielt.
Stellen Sie sich die gleichen Fragen:
1. Wie ist Ihre Ausgangssituation? Und:
2. Welche besonderen Eigenschaften wollen Sie in Ihrer Lösung verwirklicht sehen?
3. Suchen Sie die Lösung außerhalb Ihres gewohnten Denkrahmens überall dort, wo diese besonderen Eigenschaften sonst noch vorkommen.
Sammeln Sie allein oder im Team möglichst viele Ideen, wo Sie Ihre besondere Eigenschaft außerhalb Ihres gewohnten Denkrahmens finden können. Kombinieren Sie nun diese Beispiele mit Ihrer Aufgabe oder Ihrem Unternehmenszweck in der aktuellen Ausgangssituation. Fragen Sie sich: Wie können wir das auf unsere Situation übertragen?
Je mehr Beispiele Sie finden, desto besser. Dies erhöht die Chance, dass Sie dabei eine richtig gute Lösungsalternative kreieren.
Drei aktuelle Beispiele, die Lust auf kreative Lösungen machen
Während viele Unternehmen abwarten, bis die staatlichen Reglementierungen gelockert werden, haben andere bereits mutig gehandelt – ohne zu wissen, wie die Situation am nächsten Tag sein wird. Ich habe für Sie die kreativen Lösungen eines Restaurants, zweier Textilunternehmen und einer Kunstgalerie ausgewählt, die in der aktuellen Krise ihren Unternehmenszweck auf außergewöhnliche Weise mit ihren Werten verbinden:
Das Restaurant 100/200 arbeitet mit kleinen regionalen Partnern zusammen, bei denen sich die Lebensmittel stapeln, weil ihnen der Verkauf an die Gastronomie fehlt. Das 100/200 sieht sich als Ort des Genusses, des Gewissens und der Verantwortung. Wie können sie dies aufrechterhalten, und sich darüber hinaus die Existenz ihrer Partner für die Zukunft sichern, wenn das Restaurant wieder geöffnet werden darf? Schließlich müssen Beete geleert werden, um sie neu zu bepflanzen; Tiere wurden geschlachtet und werden nun nicht weiterverarbeitet; Hühner legen weiterhin Eier, die nun nicht benötigt werden. Welche Lösung hat das Team von 100/200 gefunden, um Genuss, Gewissen und Verantwortung mit der Sicherung ihrer eigenen Zukunft zu verbinden?
Sie übernehmen Verantwortung, indem sie die Lebensmittel ihrer Partnerbetriebe abnehmen, die nicht anders genutzt werden können. Sie schaffen Genuss, indem sie diese hochwertigen Lebensmittel weiterverarbeiten und mit Ideen in eine Kiste packen. Eine Kiste, mit der zwei Personen eine Woche lang genussvoll essen können. Der Verkauf hilft den Partnern beim Überleben und er ergänzt das Kurzarbeitergeld der Mitarbeiter. Für Kunden, Partner und Mitarbeiter eine kreative Krisenlösung, in der die Leidenschaft für Genuss gelebt und Verantwortung für die Menschen, das Leben und die Erde übernommen wird.
Mey und Trigema sind zwei der ersten Unternehmen, die schon seit Mitte März Mundschutzmasken produzieren. Beide Unternehmen haben die Produktionsumstellung nach ihren Unternehmenswerten umgesetzt – jedes auf seine eigene Art und Weise: Für den Geschäftsführer Matthias Mey war die Feststellung seiner Frau, die als Ärztin in der Notaufnahme arbeitet, der Ausgangspunkt: Es könnte in den Kliniken einen Engpass an Schutzmasken geben. So beliefert Mey ausschließlich Kliniken und Pflegeeinrichtungen, inzwischen mit Zertifizierung als Medizinprodukt. Meys Lösung besteht aus medizinischen Schutzmasken für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen und einem kleinen Motivationsfilm.
Anders sieht die Strategie bei Trigema aus. Dem Firmenchef Wolfgang Grupp ist die Produktion in Deutschland seit jeher wichtig, und er will die Verantwortung für seine große „Betriebsfamilie“ tragen. Als er die Produktion von Schutzmasken umsetzt, bezieht er Löhne und Sozialabgaben in die Preiskalkulation ein. So kann er alle Arbeitsplätze erhalten, ohne Kurzarbeit anzumelden. Die Trigema-Lösung verbindet die Produktion von Mundschutzmasken zum kostendeckenden Verkauf, um die Arbeitsplätze seiner Mitarbeiter in Deutschland ohne Kurzarbeit und damit staatlichen Hilfen zu erhalten – auch hier mit einer kurzen Dokumentation des Herstellungsprozesses.
Sehr inspirierend finde ich auch die kreative Lösung der Galerie Herold. Jährlich veranstaltet sie zu Ostern eine Vernissage. Diese sehr persönliche Veranstaltung muss aus gegebenem Anlass ausfallen. Natürlich könnte man Kunstwerke auch online präsentieren, man kann Interessenten einzeln in der Galerie empfangen, und ebenso können Werke zur Ansicht an ausgewählte Stammkunden geliefert werden. Aber wie kann die Persönlichkeit und Herzlichkeit der Galeristen vermittelt werden, wenn genau dieser persönliche Kontakt gerade nicht möglich ist?
Was macht die Galerie Herold aus dieser Situation ohne persönlichen Kontakt zu ihren Kunden? Sie heben diese besondere Qualität ihrer Galeriearbeit auf eine neue Ebene. Die Familien Herold nehmen uns mit in ihr Zuhause und präsentieren die Kunstwerke stimmungsvoll fotografiert in ihren Wohnzimmern. Diese sehr persönlichen Einblicke in einem besonderen digitalen Katalog geben uns das Gefühl, zu Gast im Hause Herold zu sein. Das ist fast noch persönlicher, als sich auf der Vernissage zu begegnen, oder?
An diesen Beispielen erkennen wir: Eine kreative Idee ist dann eine gute Lösung, wenn sie zum Unternehmen und seinen Werten passt. Lassen Sie sich von diesen Beispielen ermutigen, selbst Ideen zu kreieren!
Fassen Sie jetzt Mut – die Chance auf Erfolg ist so groß wie selten
Wir alle denken seit Wochen quer – weil wir es müssen. Wir sind wie selten bereit für Veränderungen, die unsere Zukunft, die Zukunft unserer Familie und unseres Unternehmens sichern. Jede Veränderung, die unsere Gesundheit und wirtschaftliche Zukunft stärkt, nehmen wir aktuell dankend an.
Haben Sie Mut! Nutzen Sie diese Bereitschaft und erarbeiten Sie kreative Lösungen, die zu den Menschen und Werten Ihrer Organisationen passen.
Der Philosoph Richard David Precht bemerkte, dass das Fenster für Veränderungen aktuell weit geöffnet sei. Doch dieses Fenster werde sich wieder schließen. Wer denke, er müsse erst die Krise meistern und zum alten Trott zurückkehrt, wird diese Chancen auf Veränderung verpassen (Precht bei Markus Lanz am 14.04.2020).
Schärfen wir unseren Sinn für Alternativen, für Ideen, für kreative Lösungen. Nehmen wir die Krise zum Ausgangspunkt, um an den Alternativen zu arbeiten, die wir in unserer Zukunft erleben möchten. Haben wir Vertrauen in unsere Fähigkeiten. Als Unternehmen, und als Menschen.
Ich bin gerne für Sie da!